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Künstliche Intelligenz bei der Bundeswehr? Ein Überblick zu zentralen Handlungsfeldern

Nicht nur durch seine geografische Lage im europäischen NATO-Gebiet ist Deutschland als Drehscheibe alliierter Truppenbewegungen und rückwärtiger Operationsraum potentielles Angriffsziel. Die rasante technische Entwicklung birgt neue Gefahren für die deutsche Bevölkerung durch Cyberangriffe und hybride Einflussnahme – bereits im Frieden.

Auf dem digitalisierten Gefechtsfeld muss die Bundeswehr daher ihre Fähigkeiten flexibel, zielgerichtet und dimensionsübergreifend einsetzen und diese ständig um neue digitale Fähigkeiten erweitern. Das Erreichen von Informationsüberlegenheit schafft die Möglichkeit zur schnellen und präzisen „Just-in-Time-Wirkung“.

Künstliche Intelligenz kommt als Tool punktuell im Prozess zum Einsatz. Es kann der Automatisierung von Routineaufgaben, der Optimierung von Prozessen, der Anpassung an dynamische Umgebungen und der Vernetzung von Systemen dienen. Damit erhöht KI das Situationsbewusstsein und schafft eine bessere Basis für Entscheidungen, um damit die Effizienz und Wirksamkeit der militärischen Operationen zu verbessern. Am Ende profitieren die Soldat*innen von der frühzeitigen Erkennung von Bedrohungen, der Unterstützung bei der Schadensbegrenzung und der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit.

Zur Realisierung der Vorteile durch den Einsatz verschiedener KI-Tools müssen vier zentrale Handlungsfelder berücksichtigt werden.

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Der Aspekt Technologie bezieht sich auf die technischen Grundlagen und Methoden von KI sowie auf die Programmierung und Gestaltung von KI-Systemen. Dieser Aspekt bestimmt, welche Art von KI-Anwendungen für die Bundeswehr möglich sind, wie sie funktionieren, wie sie kontrolliert werden können und welche Risiken sie bergen.

Einige Herausforderungen sind dabei:

· Die Auswahl geeigneter Algorithmen für verschiedene Aufgaben
· Die Sicherstellung der Qualität, Zuverlässigkeit und Robustheit von KI-Systemen
· Die Gewährleistung der Sicherheit, Vertraulichkeit und Integrität von Daten und Code
· Die Berücksichtigung von ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen von KI-Systemen
· Die Entwicklung von Schnittstellen und Interaktionsmöglichkeiten zwischen Menschen und KI-Systemen

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Das Handlungsfeld Gesellschaft und Recht bezieht sich auf die gesellschaftlichen Auswirkungen und Erwartungen von KI sowie auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und Verantwortlichkeiten für KI. Dieser Aspekt behandelt, wie KI von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird und wie die Bundeswehr hier mit anderen Akteuren kooperiert, wie sie Rechenschaft ablegt und wie sie Konflikte löst.

Die Bundeswehr steht dabei vor folgenden Herausforderungen:

· Die Schaffung eines gesellschaftlichen Konsenses über die Ziele, Werte und Grenzen von KI
· Die Förderung eines verantwortungsvollen und transparenten Umgangs mit KI
· Die Einhaltung von nationalen, europäischen und internationalen Normen und Regeln für KI
· Die Klärung von Haftungs- und Zurechnungsfragen bei KI-Anwendungen
· Die Bewältigung von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Folgen von KI

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Die Einführung und Nutzung von KI in die Organisation der Bundeswehr ist eine herausfordernde Pflichtaufgabe, um die bestmögliche Funktionsfähigkeit der neuen Lösungen und Systeme zu gewährleisten.

Einige der typischen Herausforderungen sind:

· Die Qualität der IT-Infrastruktur, die eine hohe Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit erfordert, um KI-Lösungen zu unterstützen.
· Der Mangel an KI-Fachkräften und Weiterbildungsangeboten, um die Kompetenzen der vorhandenen Mitarbeiter in der Nutzung von KI zu entwickeln oder zu erweitern.
· Die Offenheit von Nutzern und Gesellschaft gegenüber KI-Lösungen und das Vertrauen in den Nutzen und die Ethik von KI.
· Die Identifizierung der besten Anwendungsfälle für KI, die einen klaren Mehrwert für die Bundeswehr und insbesondere die Nutzer schaffen, sowie das Management von KI-bezogenen Risiken.

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Das Handlungsfeld Mensch und Nutzer bezieht sich auf die psychologischen, kognitiven und emotionalen Aspekte von KI sowie auf die Bedürfnisse und Verhaltensweisen von KI-Nutzern. Es geht darum, menschliches Denken, Fühlen und Handeln in der Zusammenarbeit mit KI bestmöglich und vertrauensvoll zu fördern, damit eine hohe Akzeptanz der Nutzer erreicht wird.

Einige Herausforderungen in diesem Aspekt sind:

· Die Berücksichtigung der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten von KI-Systemen
· Die Anpassung von KI-Systemen an die individuellen Präferenzen, Fertigkeiten und Situationen der Nutzer
· Die Vermittlung von Wissen, Kompetenz und Verständnis über KI an die Nutzer
· Die Erhaltung der menschlichen Autonomie, Würde und Identität im Umgang mit KI
· Die Förderung eines ethischen, moralischen und kritischen Bewusstseins bei den Nutzern

Use Case Sensordaten

Moderne Führungssysteme und Waffeneinsatzsysteme der Marine (FüWES) spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfassung und Verarbeitung von Sensordaten auf modernen Fregatten und Korvetten.

FüWES erfassen eine Vielzahl von Sensordaten aus verschiedenen Quellen. Spezielle Softwaremodule fusionieren diese Datenströme zu einem einzigen „Track“, der das Verhalten eines Ziels (z. B. eines Schiffes oder Flugzeugs) repräsentiert.

Die Sensordatenfusion bewertet die eingehenden Daten je nach Genauigkeit der Sensoren. Selbst kleinste Anomalien in niedrig priorisierten Sensoren können wichtige Informationen über bevorstehende Lageänderungen liefern. Die KI kann Abweichungen überwachen und den Bediener darauf hinweisen.

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Abbildung 1: Zuordnung der Handlungsfelder zum Use-Case

Die Berechnungen für die Bekämpfbarkeitsanalysen und Startzeitpunkte für Gegenmaßnahmen basieren auf sogenannten „Footprints“. Diese statisch berechneten Trefferwahrscheinlichkeiten für eigene Flugkörper gegen verschiedene Zieltypen berücksichtigen Annäherungsräume (Abstand, Höhe, benötigte Zeit zum Abfangen).

Die Vielzahl an modernen und älteren Flugkörpern, Drohnen und Kampfflugzeugen stellt die Bedrohungs- und Bekämpfbarkeitsanalyse vor neue Herausforderungen. Nicht jede Bedrohung lässt sich eindeutig einem Zieltyp zuordnen, da moderne Flugkörper intelligente Flugprofile haben.

Eine dynamische, KI-unterstützte Bedrohungs- und Bekämpfungsplanung könnte individuelle dynamische Footprints für jedes Ziel berechnen und optimale Reaktionszeitpunkte sowie Gegenmaßnahmen vorschlagen.

Die eingangs beschriebenen vier Handlungsfelder haben unterschiedliche Relevanz für den Einsatz von KI innerhalb der aufgezeigten Prozessschritte im Use-Case. Insbesondere die Auseinandersetzung mit der Frage der Entscheidung ist zentral – zum einen für die gesellschaftliche Akzeptanz und zum anderen für die Sicherheit der Soldat*innen, die die Technik nutzen.

Fazit

· Die Bundeswehr erkennt den Mehrwert des zielgerichteten Einsatzes von KI und arbeitet mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und eigenen Innovationseinheiten zusammen.
· Projekte werden identifiziert und bei positiven Erfahrungen in die Bundeswehr eingeführt.
· Eine klare Strategie für die KI-Transformation ist notwendig, die auf Ziele, Ressourcen und Bedürfnisse abgestimmt ist.
· Eine Kultur der Innovation und des Lernens, die Experimente, Feedback und Anpassungen ermöglicht, ist wichtig.
· Ethik und Recht bei KI müssen berücksichtigt werden, und transparente, faire und verantwortungsvolle KI-Lösungen sind sicherzustellen.
· Eine breite Innovationsbasis, einschließlich der Stärkung der deutschen und europäischen Industrie sowie des Start-up-Ökosystems, ist entscheidend, um zukunftsweisende Technologien erfolgreich einzusetzen.

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